Kann Digitalisierung die Pflegeversorgung sichern?
Fachtagung nimmt Gesundheitsförderung und Prävention in der Pflege in den Blick
Die Digitalisierung in der Pflege war eines der Hauptthemen bei der dritten Fachtagung „Gesundheitsförderung & Prävention in der Pflege“, die jetzt an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen (HWG LU) stattgefunden hat. Ebenfalls im Fokus stand der Zertifikatskurs „Pro*Pflege“, der sich mit Pflegeethik, Gesundheitsförderung und Professionalität beschäftigt. Die Tagungsreihe ist der Beitrag des Forschungsnetzwerks Gesundheit und der Unfallkasse Rheinland-Pfalz zur Fachkräfte- und Qualifizierungsinitiative „Pflege 2.1“ des Landes Rheinland-Pfalz.
Die Digitalisierung könne helfen, dass Pflegefachpersonen im Beruf verbleiben – das betonte in seinem Grußwort Staatsminister Alexander Schweitzer, Ministerium für Soziales, Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung Rheinland-Pfalz. Die Pflegeversorgung sei nur zu sichern, wenn die aktuell extrem belastenden Arbeitsbedingungen verbessert und die Gesundheit der Pflegefachpersonen gefördert wird – darin waren sich die Vertreter von Landespolitik, Wissenschaft und Praxis einig.
Dr. Andrea Kuhn, Leiterin des Forschungsnetzwerks Gesundheit der HWG LU, rief für die diesjährige Tagung das Motto „Wollen wir Treiber oder Getriebene sein?“ aus. Gemeinsam mit Dr. Peter Mudra, Professor und ehemaliger Präsident der HWG LU, moderierte sie die Tagung, zu der trotz Erkältungswelle 90 Teilnehmende aus Pflegepraxis, Verbänden und Unternehmen kamen.
Am Beispiel des Zertifikats „Pro*Pflege“ des Forschungsnetzwerks Gesundheit konnten sie am ersten Tagungstag erfahren, wie aktuelle Erkenntnisse die Anforderungen der Berufsethik lebbar gestalten, Gesundheit fördern und so die Professionalität der Pflege stärken können. Impulsvorträge zu Pflegeethik, psychologischen Belastungen im Pflegealltag und zu Personal- und Organisationsentwicklung gaben Einblicke ins Kursprogramm. Die Kursteilnehmenden stellten die von ihnen entwickelten Konzepte zur Gesundheitsförderung in der Praxis vor. Die anwesenden Repräsentantinnen und Repräsentanten der Förderer des Betrieblichen Gesundheitsmanagements-Projekts – des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung Rheinland-Pfalz, der Unfallkasse Rheinland-Pfalz, der Franziskus-Stiftung für Pflege sowie der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz – freuten sich über den Erfolg des Pilotprojekts und die Begeisterung der Teilnehmenden.
Wie die Digitalisierung die Pflege entlasten und Gesundheit und Zufriedenheit fördern kann, stand im Mittelpunkt des zweiten Tages. Staatsminister Alexander Schweitzer betonte die besondere Aufmerksamkeit, die der Pflege in Rheinland-Pfalz zukommt, und verwies auf die vom Land geförderte Studie „Digi2care“ und die geplante Bildungsoffensive zur Digitalisierung der Pflege. Digitale Abläufe, die im Privaten funktionieren, sollten auch im Beruflichen zur Entlastung genutzt werden. Schweitzer sieht die Förderung von digitalen Kompetenzen und Vernetzung sowohl bei Lehrenden als auch bei Lernenden als Notwendigkeit für die zukünftige Versorgungssicherheit in der Pflege.
Dringend erforderliche Maßnahmen für gesündere und attraktivere Arbeitsbedingungen forderte Dr. Christoph Heidrich, designierter Geschäftsführer der Unfallkasse Rheinland-Pfalz. Er plädierte für den Einsatz digitaler Technologien, ohne jedoch Menschen zu kontrollieren oder gar zu verdrängen. Die Bereitschaft, sich darauf einzulassen, sei bei Pflegefachpersonen altersübergreifend gegeben.
Die Chancen digitaler Tools zur Erleichterung der Pflegepraxis sind groß: KI-Systeme zur Delir-Früherkennung sowie Sensorik-, Projektions- und Videokommunikationssysteme steigern die Sicherheit und das Wohlbefinden der Menschen mit Pflegebedarf. Videovisiten verbessern gerade im ländlichen Raum die professionelle Kommunikation und damit die medizinisch-pflegerische Versorgung. Die Telematik-Infrastruktur sichert die Datenübermittlung zwischen den Akteuren des Gesundheitswesens, wie Apotheken, Praxen oder Pflegediensten. Moderne Skills Labs und digitale Lerntools gewährleisten die qualitativ hochwertige Ausbildung in den Studiengängen der Pflege und des Hebammenwesens der HWG LU. Online abrufbare Lerneinheiten fördern die digitale Kompetenz im Beruf.
Angeregte Diskussionen, intensives Netzwerken und das Ausprobieren der neuen digitalen Tools auf dem „Marktplatz der Möglichkeiten“ prägten beide Tagungstage. Organisatorin Dr. Andrea Kuhn zog ein positives Fazit: „Die Fachtagung hat Pflegefachpersonen ein ineinandergreifendes Themenspektrum geboten. Ausgangspunkt waren unsere Studien, die belegen, dass gute Arbeitsbedingungen für den Berufsverbleib unersetzlich sind und betriebliche Gesundheitsförderung unbedingt ernst zu nehmen ist.“ Im Heilberuf Pflege bedingen sich Pflegeethik, Gesundheitsförderung und Professionalität gegenseitig, sie steigern Handlungssicherheit und Performanz. „Pflege ist und bleibt dem Menschen zugewandt. Kompetenzzuwachs, gesellschaftliche Wertschätzung und Entlastung durch digitale Tools erhöhen die Attraktivität des Berufs und sichern die pflegerische Versorgung“, so Kuhn weiter.
Eine Zusammenfassung der Tagungsbeiträge ist auf der Homepage des Forschungsnetzwerks Gesundheit unter forschungsnetzwerk-gesundheit.hwg-lu.de/kommunikation/gesundheitsfoerderung-praevention-in-der-pflege zu finden.