
Im Einsatz für saubere Toiletten
Schülerinnen und Schüler des Schlossgymnasiums Mainz gehen mit gutem Beispiel voran
Mal ehrlich: Schultoiletten sind eklig, oder? Nicht so im Schlossgymnasium in Mainz. Hier kümmert sich seit einer kostspieligen Toilettensanierung die Jahrgangsstufe 12 darum, dass auf dem „Stillen Örtchen“ alles in Ordnung ist, dass Vandalismus und Übergriffe keinen Raum haben. Dieses besondere Engagement in Sachen Prävention hat die Unfallkasse Rheinland-Pfalz (UK RLP) jetzt mit einer Auszeichnung bei ihrem Präventionspreis belohnt.
Seit 2009 zeichnet die UK RLP mit ihrem Präventionspreis alljährlich Einrichtungen aus, die Sicherheit und Gesundheit auf ihre ganz eigene Weise verwirklichen. Wie das Schlossgymnasium in Mainz, eine der prämierten Einrichtungen der jüngsten Wettbewerbsausgabe. Knapp 1100 Schülerinnen und Schüler besuchen das alteingesessene Innenstadtgymnasium. Und sie alle waren froh, als die uralte und unansehnliche Toilettenanlage im Herbst 2023 durch eine nagelneue ersetzt wurde.
„Nach Inbetriebnahme der äußerst hochwertigen neuen Toilettenanlage stellte sich allerdings die Frage, wie dieser schöne Zustand erhalten werden könnte“, erinnert sich Cornelia Groß, kommissarische Schulleiterin des Schlossgymnasiums. Der Umgang der Schülerinnen und Schüler mit der provisorischen Toiletten-Containeranlage, die während der Bauphase aufgestellt wurde, ließ nichts Gutes hoffen: Vandalismus und Verunreinigungen standen hier an der Tagesordnung.
In den ersten Wochen nach der Toilettensanierung übernahm deshalb die Schulleitung persönlich die Aufsicht in den neuen Toilettenräumen, danach sprangen Lehrkräfte auf freiwilliger Basis ein. Im Austausch gegen Spenden für die Abiturkasse nahm dann aber die damalige Jahrgangsstufe 12 die Sache in die Hand. Für alle Beteiligten war und ist es eine Win-Win-Situation: Saubere Toiletten für alle – und eine Abiball-Finanzspritze für die, die den Aufsichtsdienst übernehmen. Durch den Toilettenservice entsteht ganz nebenbei auch ein freundlicher, angstfreier Raum, der sexualisierter Gewalt effektiv vorbeugen kann.
Die Aufsicht führenden Schülerinnen und Schüler tragen Namensschilder und sind als Toilettenaufsicht erkennbar. Ihre Aufgabe ist es, fehlende Hygieneartikel, Schäden oder Verunreinigungen zu melden, die dann sofort durch den Hausmeister aufgefüllt beziehungsweise beseitigt werden. Als Belohnung für ihren Einsatz erhält die Jahrgangsstufe Spenden von den Eltern, die vom Förderverein der Schule verwaltet werden. Nach einem halben Jahr hat die Schulgemeinschaft die Möglichkeit, die Qualität der Aufsicht zu bewerten. Erst danach zahlt der Förderverein die erste Hälfte der Spendensumme aus, die dann direkt in die Abiturkasse fließt. Über die Auszahlung der zweiten Hälfte entscheidet eine weitere digitale Umfrage am Schuljahresende.
Einbezogen in den Aufsichtsdienst sind alle Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 12. Besondere Aufsichtsbefugnisse haben sie nicht. „Es soll sich bewusst um einen Toilettenservice und nicht um ‚Toilettenwächter‘ handeln“, erklärt Lehrer Frank Tjeerd. Das Putzen der Toiletten gehört nicht zu den Aufgaben, das übernehmen weiterhin die Reinigungskräfte.
Spendenfinanzierte Toilettenkräfte sind an und für sich nichts Neues an Schulen. „Die eigentliche Innovation liegt darin, den schwierigeren, aber nachhaltigeren Weg zu gehen, ein hausgemachtes Problem hausintern zu lösen“, meint Tjeerd. Denn eine richtige Wertschätzung für Schultoiletten könne erst entstehen, wenn die Schülerinnen und Schüler selbst Verantwortung für sie übernehmen. Ein ebenso lobenswertes wie nachahmenswertes Konzept, findet die UK RLP, die den Projektverantwortlichen jetzt vor Ort im Schlossgymnasium Mainz eine Prämie von 500 Euro und die Präventionspreis-Plakette überreichte.
Der landesweite Wettbewerb richtet sich übrigens an alle Mitglieder der UK RLP – von der Kita bis zur Universität, von der Gemeinde bis zum Ministerium. Die Größe der Einrichtung spielt dabei keine Rolle. Für alle lohnt die Teilnahme am Präventionspreis, weil sie den Einrichtungen Gelegenheit zur Bestandsaufnahme und Reflexion der eigenen Maßnahmen im Bereich Sicherheit und Gesundheit bietet. Mit attraktiven Geldprämien – jährlich werden bis zu 20.000 Euro vergeben – möchte die Unfallkasse darüber hinaus alle Beteiligten dazu motivieren, ihr Engagement nachhaltig fortzuführen und stetig zu verbessern.
Auf unserer Homepage gibt es alle Informationen zur Teilnahme am Präventionspreis.