„Die Schule rollt“ … weiter
Inklusives Kooperationsprojekt vor zehn Jahren aus der Taufe gehoben
Seit zehn Jahren macht sich der TV Laubenheim in Kooperation mit der Unfallkasse Rheinland-Pfalz (UK RLP) und dem rheinland-pfälzischen Behinderten- und Rehabilitationssport-Verband (BSV) mit dem Projekt „Die Schule rollt“ für gemeinsamen Sportunterricht von behinderten und nichtbehinderten Schülerinnen und Schülern stark. Bei einer kleinen Jubiläumsveranstaltung am Sitz der UK RLP in Andernach haben die Projektverantwortlichen nun auf die ersten zehn Jahre zurückgeblickt und eine neue Kooperationsvereinbarung unterzeichnet – damit das Projekt auch in Zukunft weiterrollen kann.
„Die Schule rollt“ dient der Förderung der Inklusion in den Schulen – und das im wahrsten Wortsinne auf „bewegende“ Weise: Nicht behinderte Kinder erleben während einer Sportstunde selbst, wie sich das Fahren eines Rollstuhls anfühlt und welche Hindernisse es dabei geben kann. Durch diese Selbsterfahrung vollziehen sie einen Perspektivwechsel, der Vorurteile abbaut und langfristig den Gedanken der Teilhabe stärkt. Gleichzeitig werden durch das Projekt die Teilhabe und das Selbstbewusstsein der Schülerinnen und Schüler mit Behinderung gestärkt.
Neben dem Spaß und den Werten, die „Die Schule rollt“ vermittelt, nehmen auch Lehrkräfte viel aus dem Projekt mit. Sportunterricht in inklusiven Klassen ist nicht immer einfach und teilweise mit Unsicherheiten verbunden. Eine Übungsstunde unter Anleitung gibt hier Sicherheit – für die Lehrenden, aber auch für die Kinder im Rollstuhl sowie ihre Mitschülerinnen und Mitschüler.
Dankbarkeit für die Partnerschaft
Froh sind die Projektpartner von „Die Schule rollt“, dass sie sich gefunden haben. Obwohl sie gar nicht mehr so genau wissen, welcher Weg sie vor zehn Jahren überhaupt zusammengebracht hat. Was sie aber wissen: Schon 72 Mal ist „Die Schule rollt“ seit Projektstart erfolgreich an rheinland-pfälzischen Schulen über die Bühne gegangen – eine Zahl, die gerne noch weiterwachsen darf.
„Zehn Jahre ‚Die Schule rollt‘, zehn Jahre Anstoß geben für einen Perspektivwechsel, zehn Jahre für die Kompetenzentwicklung bei den Lehrkräften – das ist schon etwas, auf das man stolz sein kann“, meinte UK RLP-Geschäftsführer Dr. Christoph Heidrich bei der Jubiläumsveranstaltung, bei der er als „kleine zusätzliche Unterstützung“ einen Scheck über 3000 Euro an den TV Laubenheim überreichte. „Wir sind dankbar für diese Partnerschaft“, so Heidrich, denn das Projekt trage so viel zum Thema Prävention bei – einem Kerngeschäft der UK RLP. „Wir stehen für Teilhabe“, ergänzte er. Das Projekt zeige, „dass Teilhabe möglich ist, dass Teilhabe sinnvoll ist und gerade dann gut gelingt, wenn es für alle selbstverständlich ist, gemeinsam zu lernen“, so Heidrich.
In die gleiche Kerbe schlug Olaf Röttig, Geschäftsführer des BSV. „Wir wissen, wie viel Sport erreichen kann im inklusiven Prozess“, betonte er. „Es muss eigentlich viel mehr passieren, um dieses inklusive Gemeinschaftserlebnis in die Köpfe aller zu bringen.“ Umso dankbarer ist Röttig für das Engagement des TV Laubenheim. Der Mehrspartenverein mit rund 3000 Mitgliedern stellt von Beginn an das Referententeam von „Die Schule rollt“. Stützen kann er sich hierbei auf engagierte Männer und Frauen aus seiner Behindertensportabteilung – sowohl Rollifahrende als auch zu Fuß Gehende.
Aus kleinen Kinderschuhen gewachsen
Aus „ganz kleinen Kinderschuhen“ sei das Projekt gewachsen, formulierte Alexander Stahl, Geschäftsführer des TV Laubenheim. „Inzwischen hat es Leuchtturmcharakter für den Verein“ – so viele tolle Geschichten, Kooperationen und Synergien seien aus „Die Schule rollt“ entstanden. Auch längerfristig sieht Stahl das Projekt in sehr guten Händen – obwohl es ehrenamtlich getragen und daher für alle Beteiligten sehr herausfordernd sei.
Die Referentinnen und Referenten sind mit Herzblut bei der Sache. Dabei wissen sie nie genau, was sie erwartet, wenn sie mit ihrem mit Rollstühlen beladenen Bus an den Schulen vorfahren. Oft müsse improvisiert, müssten neue Spielideen entwickelt werden, um „Die Schule rollt“ an die örtlichen Gegebenheiten anzupassen. Ihr Engagement an den Schulen verknüpfen sie dabei auch gerne mit Aufklärungsarbeit, zumal die Schülerinnen und Schüler immer viele Fragen über den Alltag von Rollstuhlfahrenden mitbringen.
„Nimmst du deinen Rollstuhl mit ins Bett?“, ist zum Beispiel eine Frage, die das „Die Schule rollt“-Referententeam immer wieder zu hören bekommt. Besonders freut es die Frauen und Männer vom TV Laubenheim dann, wenn sie sehen, dass sich im Laufe ihrer Sportstunde nicht nur auf dem Boden der Turnhalle, sondern auch in den Köpfen der Kinder und der Lehrkräfte ganz viel bewegt und ein zuvor vielleicht ausgegrenztes Kind neues Selbstbewusstsein erfährt.
Das zeigt, wie Sport verbindet und welche Grenzen er überwinden kann. „Sport bringt in der inklusiven Gesellschaft so viel voran“, so BSV-Geschäftsführer Röttig. Das findet auch UK RLP-Geschäftsführer Heidrich: „Das ‚gemeinsam‘ ist das, was uns insgesamt stark macht.“
Einblicke in das Konzept bietet der Imagefilm zum Projekt „Die Schule rollt“ auf der Webseite der Unfallkasse Rheinland-Pfalz.